Wohl der jüngste Außenort unserer Kirchengemeinde ist Leutenberg. Erst im Jahre 1704 wird von einer Mühle berichtet, 1718 gliederte sich nach Matthias Simon eine Einöde an und 1741 findet sich erstmals die Bezeichnung „zu Grafenreuth am Leutenberg“.
Zunächst war Leutenberg ein Ortsteil von Grafenreuth, entstanden als Entlastungssiedlung oder Ausbausiedlung des Gutes, wie sie Dr. Singer nannte, „an der Leitn“, da rund um Grafenreuth die Äcker zu kostbar waren, als dass man sie hätte bebauen wollen.
Zunächst wurden acht „Trüpfhäuslein“ für Hand- werker gebaut, also kleine Häuser, bei denen das Grundstück nicht weiter reichte, als die vom Dach herab tropfenden Wassertropfen fielen. Sie wurden von Webern, Maurern, Zimmerleuten und Stein-brechern bewohnt, später auch von Arbeitern, die auf der Rathaushütte Lehm für die Ziegelei ab- bauten. Das nebenstehende Bild (von Emil Richter) zeigt das wohl letzte dieser Häuschen, das zuletzt der „Gmoidäiner“ Fritz Meier bewohnte. Es war 1831 erbaut worden und wurde 1975 "abgeräumt“.
Zu Leutenberg gehört auch die Putzenmühle, die als Mühle des Ortes Wampen aber bereits 1668 erwähnt ist. Sie wurde vom Leimatbach ober- schlächtig aus einem Schützteich betrieben.
Die Bedeutung der Mühlen in der damaligen Zeit wird aber auch dadurch deutlich, dass der Sohn des Müllers auf der adeligen Grafenreuther Mühle bereits 1704 die Notwendigkeit einer weiteren Anlage erkannte, die „obere Grafenreuther Mühle“ erbaute und somit der erste Leutenberger war. Sie ist heute noch am Ortseingang zu erkennen, wenn sie jetzt auch in der Hauptsache Solarstrom erzeugt.
Ein weiterer Ausbau des kleinen Ortes wird aus den Jahren 1964/65 erwähnt, als zur Linderung der Wohnungsnot nach dem 2. Weltkrieg fünf Wohnhäuser auf dem sogenannten „Bauernfeld“ errichtet wurden. Freilich konnten diese Häuser bis 1970 nur behelfsmäßig mit Wasser versorgt werden, da ein 1939 vorgesehener Wasserleitungsbau nur bis zum Planentwurf gediehen war. Erst mit der Fertigstellung des Wasserhochbehälters auf dem Wartberg durch den Zweckverband „Bernsteiner Gruppe“ im Jahre 1970 konnte eine moderne Wasserversorgung garantiert werden.

Kommt man heute von der Umgehungsstraße bei der Autobahnbrücke in den Ort, so fällt ein immer noch schmucker Bau auf, der bis vor einigen Jahren das letzte Gasthaus Leutenbergs war.

Das erinnert daran, dass bereits 1877 der Landwirt Anton Weiß die Genehmigung für die Einrichtung einer „Bier- und Branntweinschänke“ erhielt. Seit 1925 durfte der Ökonom und Schuhmacher Peter Wunderlich sein neuerrichtetes Gasthaus führen. Da er ein Gründungmitglied des damaligen „Arbeitergesangvereins Leutenberg“ war, wurden die Singstunden von da ab in sein Haus verlegt. Die Gruppe, die zunächst ein reiner Männerchor war, wandelte sich bald zum gemischten Chor, der vielen Gemeindegliedern noch von der Mitwirkung beim Wartfest in Erinnerung ist.
Leider musste er im Jahre 2007 die Auftritte einstellen, obwohl Leutenberg gar nicht so sehr vom Bevölkerungsrückgang geplagt ist.
Aus der neueren Geschichte ist vom Kanalbau zu berichten. Nachdem zunächst mit einer Pflanzenkläranlage geliebäugelt wurde, entschloss man sich dann doch, ebenso wie Thiersheim, für einen Anschluss an die Kläranlage in Arzberg.

Ein weiterer Höhepunkt war später die Dorferneu-erung. Im Jahre 2000 durften sich die Orte das erste Mal präsentieren und 2006 begann dann die heiße Phase. Im Herbst 2008 war die ganze Angelegen- heit abgeschlossen mit Erneuerung der Straßen, dem Bau zweckmäßiger Bushaltestellen und der Einrichtung netter Freizeitareale am Leimatbach, wie nebenstehendes Bild zeigt. Es wäre zu hoffen, dass sie gern und gut angenommen werden.
Aber gehen wir zum Schluss noch einmal weit in die Geschichte zurück. Um den Hunger nach Erzen und anderen Bodenschätzen zu stillen, wurden bereits im 12. Jahrhundert in unserer Gegend kleine Siedlungen angelegt.

So berichtet Dr. Singer von einer ehemaligen Bergbausiedlung Etzlasreuth, die ca. 1 km westlich von Leutenberg lag. Sie sei, meinte er, auf dem Platz eines „abgegangenen“ Herrenhofs „Am Kleepuhel“ entstanden. Die Bewohner der kleinen Siedlung verarbeiteten oberflächliche Eisenerz- vorkommen, die mit dem Holz der umliegenden Wälder ausgeschmolzen wurden. Aber bereits 1418 wird der Ort als „Wustung Etzeißreut bey Gravenreuth im Tirsheimer Gericht“ bezeichnet.
Da wird hoffentlich das heutige Leutenberg länger bestehen.

Leutenberg August 2011