Als Abschluss unserer kleinen Reihe über die Mühlen in unserem Kirchsprengel soll nun noch auf die Mühlen vor und in unserer Stadt eingegangen werden. Vom Flitterbach wurden weiter die Kammerermühle, die Rangermühle und die Hafnermühle angetrieben.
Wegen der kurzen Zeit um 1670, als Johann Christoph Weller eine Rohrschmiede beim Hochofen am Flitterbach betrieb, wird die Kammerermühle heute noch als „Obere Rohrschmiedsmühle“ bezeichnet. Sie wurde über ein oberschlächtiges Mühlenrad vom Wasser aus einem Schützteich angetrieben, der in den 1960er Jahren noch gefüllt war. Der Mühlkanal ist heute noch zu erahnen. Schon um 1700 allerdings wurde die Rohrschmiede aufgegeben und das Anwesen zur reinen Mahlmühle mit verschiedenen Einrichtungen umgebaut.
Das Aus für den Mühlenbetrieb ließ nicht mehr lange auf sich warten, als Johann Christian Müssel 1874 eine Brauerei einrichtete, die noch bis ins 20. Jahrhundert in Betrieb war. Zur Brauerei gehörte auch ein Gasthaus, das bei den Arzbergern wegen seiner guten Küche beliebt war, bis es 1989 einem Autoreparaturbetrieb weichen musste.
Der vorletzte Besitzer, Herr Ries, betrieb als Diplom-Braumeister die Brauerei noch bis Weihnachten 1950, danach führte er einen Getränke-Vertrieb. Um das Jahr 2000 übernahm ein Arztehepaar das Anwesen und ließ es mit viel Geschmack wieder in einen guten Zustand versetzen.
Etwa 500 m bachabwärts steht die Rangermühle, wegen der bereits vor 1590 verbrieften markgräflichen Rohrschmiede auch „Untere Rohrschmiedsmühle“ genannt. Hier wurden damals Gewehrläufe und Geschützkugeln hergestellt. Doch schon 1628 war die Eisenverarbeitung eingestellt und ein Fabian Müssel richtete eine Mahlmühle ein. Verschiedene Besitzer betrieben die Mühle, bis sie in den Besitz der Familie Fickenscher kam, die den Mühlradantrieb um 1900 auf Turbinenantrieb umstellte. Noch bis 1987 war Heinrich Fickenscher als Müller tätig. Der Verfasser hatte ihn um 1970 mit seiner Schulklasse besucht und eine ausführliche Führung durch die Mühle erhalten. Im Jahre 2001 kam das Haus noch einmal in den Brennpunkt der Öffentlichkeit, als seine Frau, Jette Fickenscher, ihren hundertsten Geburtstag feierte und beim Schützenfest vom Bürgermeister in der Kutsche durch Arzberg gefahren wurde.
Die dritte Arzberger Mühle am Flitterbach war die Hafnermühle. Wie die Kammerermühle wurde sie oberschlächtig über einen Schützteich angetrieben. Der Name geht auf den Besitzer Georg Stöhr zurück, der um 1655 auch einen Hafnerbetrieb führte, also Tonwaren bzw. Öfen herstellte.
Respektable 4 m war das Gefälle auf die bis zu drei Wasserräder, die erst 1928 durch eine Francis-Turbine ersetzt wurden. Welche Bedeutung die Mühlen für den Ort hatten, geht auch daraus hervor, dass sie oft auchdas Schank- und Braurecht besaßen.
Das nebenstehende Bild zeigt die Mühle von Westen etwa um 1920 mit dem heute noch intakten Mühlbach, der jetzt eine moderne Turbine antreibt, mit der seit 1992 Strom erzeugt wird. Manchmal nimmt Herr Tröger auch einen Teil der Mühle wieder in Betrieb, um Hafer für seine Pferde zu quetschen. Bei dem Gebäude links handelt es sich um die ehemalige Scheune.
Die größte Mühle im Ortsbereich war und ist die Wiesenmühle, auch „Große Mühle“ genannt. Als wohl älteste Mühle Arzbergs bestand sie schon im 15. Jahrhundert. Dieter Arzberger erwähnt in seinem Büchlein „Mühlen im Sechsämterland“ zwei interessante Tatsachen: So musste der jeweilige Müller einen Hund für markgräfliche Jagden halten. Etwas trauriger ist der Bericht, dass im Dezember 1678 der Lehrjunge beim Versuch, das Mühlrad vom Eis zu befreien, kopfüber in das Rad stürzte und von diesem zerdrückt wurde. Vier Mühlräder sorgten über lange Zeit für den Antrieb, bis 1948 eine Turbine eingebaut wurde. Mit ihr wird auch heute noch feiner „Ökostrom“ erzeugt.
Schon um 1620 war der Mahlmühle eine Schneidsäge angegliedert, die seit 1886 als Vollgattersäge ihren Dienst tut. Wie auch die Rangermühle blieb die Wiesenmühle nicht von Bränden verschont. So wurde 1914 nach einem Brand das hölzerne Sägegebäude in Steinbauweise wieder errichtet. Nachdem ein Dachstuhlbrand im Januar 2009 das Wohngebäude vernichtet hatte, wurde es vom jetzigen Besitzer, Herrn Fraas, schöner als zuvor wieder aufgebaut.

Heute ist die einzige in Betrieb befindliche Stadtmühle ein modernes Sägewerk mit großen Vorräten an vielerlei Balken und Brettern, die zumeist auf dem Gelände hinter den Gebäuden lagern. Natürlich wurde die Wiesenmühle auch nicht vor Hochwassern verschont. Aber die etwas erhöhte Lage über der eigentlichen Röslau verhinderte meist das Schlimmste.
Hiermit beenden wir die kleine Reihe über die Mühlen in unserem Kirchsprengel. Da sie über lange Zeit die einzige Möglichkeit boten, Bewegungsenergie zu liefern, sollten sie in Zeiten der „Energiewende“ noch einmal zu Ehren kommen. (W.E.)

Mühlen 4 Juni 2011