Denkt man an den Begriff „Außenorte“, so verbindet man nicht unbedingt die Mühlen der Umgebung damit. Allerdings hatten sie schon immer eine große Bedeutung für Arzberg. Darum haben wir auch schon drei Mühlen in unserer kleinen Reihe beschrieben. Manchmal sind sie urkundlich früher erwähnt als andere Ortsteile. Hier geht es also zunächst um die Kieselmühle.
So wurde auch eine „Kyselmull“ bereits 1392 im Egerer Klauensteuerbuch erwähnt. Der Name dürfte – wie der heutige Besitzer, Herr Wölfel, bestätigt – auf slawische Besiedelungen zurückzuführen sein. Die vorbeifließende Röslau gab genügend Antrieb, so dass die Mühle für das Mahlen von Getreide für das Rittergut Schlottenhof und die ansässige Bevölkerung verwendet werden konnte. Aber bereits 1762 wurde auch ein Schneidgang erwähnt, in dem Rundhölzer der umliegenden Wälder zu Brettern, Bohlen und Balken geschnitten wurden. Um 1920 wurden aus dem Schnittholz auch Kisten für die Porzellanfabriken angefertigt. Karl Küspert, der eine Wasserturbine einbauen ließ, verlegte das betriebliche Schwergewicht auf die Brotbäckerei, die bis in die 1950er Jahre geachtet und begehrt war. Ob wirklich die neue Vorliebe für Semmeln dem schmackhaften Mühlenbrot den Garaus gemacht hat, sei dahingestellt. Nach dem tragischen Tod seines Sohnes Hans Küspert und dessen Tochter im Jahre 1971 übernahm dessen Halbbruder, Bernhard Wölfel, das Anwesen.
Seine Frau, eine gelernte Zahntechnikerin, errichtete in einem Nebengebäude eine Manufaktur für Porzellanzähne und baute vier Ferienwohnungen, die heute noch zu mieten sind. In der Kieselmühle wurde auch lange vor dem Brauch des „Besenbrennens“ die Walpurgisnacht gefeiert. Auf langen Seilen wurden Strohpuppen hin und her gezogen und im Getreideboden rauschende Feste gefeiert. Nach dem Tod dieser umtriebigen Frau kam das Aus für das lustige Treiben.
Heute erwirtschaftet die Mühle mit der Turbine ca. 1000 KWh reinsten Ökostroms am Tag, auf die Herr Wölfel zurecht sehr stolz ist.
Die Forellenmühle musste auf ganz andere Art die Kraft des Wassers nutzen. Da schon in früheren Zeiten die Röslau oftmals so starke Hochwasser führte, dass die Mühlen an ihrem Lauf nicht mehr arbeiten konnten, wurden Möglichkeiten gesucht, wie dem Hochwasser zu entkommen sei.
So ist in manchen älteren Berichten die Rede davon, dass die Forellenmühle wie die Kieselmühle zum Rittergut Schlottenhof gehörte und diese ersetzen sollte, wenn Hochwasser war. Dazu wurde ein Schützteich gebaut, der das Wasser des Forellenbächleins sammelte, um es dann gegebenenfalls auf das Mühlrad zu leiten. Ob die Forellenmühle wirklich nur eine „Ersatzmühle“ war, ist nicht mehr recht zu belegen. Jedenfalls besaß sie ein einziges Wasserrad, was auf nur zeitweisen Betrieb hindeutet. Der Mahlbetrieb wurde 1952 wegen Wassermangel eingestellt. Der zweite Bauabschnitt zur Fassung der Quellen von der Waldabteilung Täfelein abwärts in den Jahren 1951 und 1952 dürfte für den Rückgang des Wassers verantwortlich gewesen sein.
Von 1928 bis 1951 wurde auch hier Brot gebacken, wie das ja von vielen anderen Mühlen berichtet wird. Besonders in der Kriegs- und Nachkriegszeit war das ein Segen für die Bevölkerung.
In den 60erJahren des letzten Jahrhunderts plante die Stadt Arzberg, das Bächlein südlich der Bahnlinie zu einem Waldbad aufzustauen. Jedoch zerschlugen sich diese Pläne, was schließlich zum Bau des Arzberger Freibades führte. Die Familie Matthes griff allerdings die Idee auf und legte neben dem Schützteich einen Badeweiher an, nachdem im September 1962 der Umbau der Mühle zu einem Gasthaus vollendet war.
Gerne wurde er von den Wasserratten angenommen. Als allerdings das Arzberger Freibad fertig war, rentierte sich der Badebetrieb nicht mehr und in das Wasser wurden Fische eingesetzt. Das Gasthaus erreichte wegen seiner schmackhaften Küche einen guten Ruf. Bis 1994 betrieb die Familie Matthes diese beliebte Ausflugsgaststätte, in der gerne die Karter einkehrten, aber auch Musikanten sich zuhause fühlten. Glücklicherweise wurden mit der Familie Krist engagierte Pächter gefunden, die noch einige weitere Freizeiteinrichtungen anlegte, so dass die Forellenmühle ihre Attraktivität behielt.
Der feine, weiße Sand vorne am Teich ermöglicht den Kindern an heißen Tagen gefahrloses und sauberes Eintauchen in das erfrischende Nass und im Winter kann man manchmal Schlittschuhfahrer und Eisstockschützen beobachten. „Zwei Häuser – zwei Teiche – ein Bilderbuchidyll“ so überschrieb die Frankenpost einen Artikel anlässlich der Neueröffnung der Gaststätte im Jahre 1994, denn im Gegensatz zu manch anderem alten Gebäude wurde die Forellenmühle nie abgebrochen, sondern mit viel Geschick umgebaut und den geänderten Ansprüchen angepasst.
Sitzt man heute in der urigen Gaststube, so kann man sich wohl nicht mehr vorstellen, dass an der Stelle des Schanktisches früher einmal das Wasserrad stand und von Zeit zu Zeit die Mühle antrieb.
Mühlen 3 Mai 2011