Poetisch betrachtet, könnte man sagen, dass die ehemaligen Ortsteile von Kothigenbibersbach (Rosenbühl, Dietersgrün und Raithenbach) wie die Perlen einer Kette von Westen nach Osten aufgereiht sind. Miteinander bildeten sie bis zur Auflösung am 1. April 1977 die längste Gemeinde im Landkreis. Drei davon ducken sich in ihre Quellmulde und sind von der Ferne nur schwer auszumachen. So zeigt auch der Hauptort sich nur zum kleinen Teil, wenn man ihn von Westen aus betrachtet.
Der Name des kleinen Ortes wird auf verschiedene Art gedeutet. Erwiesen ist jedenfalls, dass in einer Urkunde von 1279 der Nothaftische Eigenritter Ulrich von Piberpach erwähnt wird. Er könnte dem Ort den Namen gegeben haben. 1291 ist auch die Verpachtung einiger Höfe an den Burggrafen von Nürnberg urkundlich geworden
Dieser Ritter wird wohl auf dem Turmhügel im Südosten des Dorfes gewohnt haben, der im Westen vom Dorfweiher und im Osten von einem Graben geschützt wurde. Heute ist der Platz mit einem respektablen Hof überbaut.
Aus alten Urkunden ist zu ersehen, dass die Bewohner sowohl den Wald rodeten, um Ackerbau zu betreiben, ihn aber auch nutzten, indem sie Holz schlagen und ihr Vieh an einigen Tagen zum Weiden hineintreiben durften. Da auch Pecher und Butner - also Pechsieder und Imker - erwähnt werden, gewinnt die Waldnutzung eine besondere Dimension. Bereits im Landbuch von 1499 sind 3 Herbergen erwähnt,was darauf
hindeutet, dass die Lage an der bedeutenden Straße von Bamberg nach Pilsen dem Ort für Über- nachtungen von fahrendem Volk zugute kam. „Heerstraße“ wurde dieser bedeutende Verkehrsweg im Volksmund genannt. Sogar Napoleon soll auf der Rückkehr vom Russlandfeldzug auf ihr gereist sein.

Neben der Landwirtschaft gewannen aber schon frühzeitig der Bergbau auf Erz und Ocker in Gruben am Steinberg und der Abbau von Kalkstein in der Umgebung an Bedeutung, so dass durchaus von einer Art Industrialisierung gesprochen werden kann. Bis ca. 1900 exportierten die Kalkbrenner ihr Material bis nach Böhmen.
Den Bekanntheitsgrad von Kothigenbibersbach hat auch der Eisensäuerling sehr vermehrt. Nachdem bereits im 15. Jhd. ein Dr. Hornike aus Thiersheim das Heilwasser wärmstens empfohlen hatte, wurde es allerdings erst durch eine ausführliche Beschreibung des Dr. Heinrico Keil weit über die Grenzen hinaus bekannt. Daraufhin ließ Markgraf Georg F. K. auf Anraten des Amtshauptmanns von Lindenfels den Säuerling fassen „und in einen guten Zustand bringen“. 1957 errichtete die Gemeinde den Pavillon, und im Zuge der Dorferneuerung erhielt er sein heutiges Aussehen. Im Herbst 2013 wurde ein rollstuhlgerechter Zugang geschaffen und eine frostsichere Pumpe eingebaut, die von den Bürgern extra aus Finnland eingeführt wurde. Zwei neue Bänke sollen noch folgen.
Natürlich ist auch die Schulgeschichte interessant, zumal ein früherer Lehrer, Johann Egelkraut, sich durch eine Gemeindebeschreibung 1864 verdient gemacht hatte. Auf 345 Seiten trug er viele Infor-mationen über die Gemeinde und die einzelnen Höfe zusammen. Nachdem der jeweilige Lehrer zunächst noch mit seinen Schülern von Haus zu Haus wandern musste, wurde 1836 die untere Stube des Bauern N. Landgraf angemietet. Nach einigem Hin und Her genehmigte die Schulaufsicht 1845 die Zusammenlegung mit Stemmas, wo 1898 ein eigenes Schulhaus errichtet wurde. 1963 erst wurden die Schüler dann nach Thiersheim eingeschult. Noch in den 50er Jahren gab es für die Bibersbacher Kinder einen „Schulbus“. Im Feuerwehrauto wurden sie nach Stemmas gefahren.
7500 Arbeitsstunden war den Bibersbachern ihr „Dorfgemeindehaus“, nämlich das Feuerwehrhaus, wert. Die Dorferneuerungsmaßnahme schweißte die Gemeinde noch mehr zusammen und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Grünflächen werden reihum gepflegt, ein Maibaum und ein Christbaum werden gemeinsam aufgestellt und natürlich gibt es auch ein Feuerwehrfest. Vorderes Dorf – hinteres Dorf! Früher gab es da einige Rivali-täten. Aber heute feiern die meisten mit, wenn „vorne“ der Maibaum aufgestellt wird oder wenn „hinten“ im Juni das Feuerwehrfest stattfindet, das früher einmal im August gefeiert wurde. Als vor Kurzem ein „Neubürger“ in seinen mit viel Aufwand
renovierten Hof einzog, war wohl das ganze Dorf dabei, um mit zu feiern. Überhaupt legt man in Kothigenbibersbach viel Wert auf die Pflege der Häuser.
Wir wollen als Auswahl nur drei Objekte vorstellen. Die anderen „Renovierer“ mögen uns verzeihen. Man gehe halt einfach mal hin in den schönen Ort. Es lohnt sich. Da ist zunächst das oben erwähnte Anwesen Nr. 22. Seit drei Jahren baut die ganze Familie mit und es zeigen sich schon die ersten schönen Ergebnisse. Holzfenster wurden wieder eingesetzt und für den Gartenweg wurden ganz besondere Steine verwendet, die aussehen wie alte Holzbohlen. Auch der Innenbereich ist mit viel Geschmack ausgebaut worden. Aber es stehen wohl noch viele Arbeiten an, bis alles fertig ist
Ein weiteres Beispiel ist der Vierseithof vom "Bauern-Gorch", der Hof Nr. 7. Hier wurde nur im Innenbereich nach verschiedener anderer Nutzung investiert und die Zimmer den heutigen Anforderungen angepasst. Im Außenbereich bliebe wohl noch einiges zu tun, um einem Verfall vorzubeugen.

Als drittes Gebäude sei das ehemalige „Gmoi-Haus“ genannt. Hier fanden lange Jahre nicht nur die Gemeindeversammlungen sondern auch die Bibelstunden statt. In Gesprächen wurde deutlich, dass diese Abende sehr beliebt und gut besucht waren, zumal jedes Jahr beim letzten Termin eine ökumenische Bibelstunde auf dem Plan stand. Seit dem Jahre 2004 ist das Dorfgemeindehaus der Treffpunkt. Es bleibt zu hoffen, dass auch dieses Jahr wieder Bibelstunden für Kothigenbibersbach eingeplant werden können.
Dieser geschichtsträchtige Ort zählte im August 2010 genau 103 Einwohner, davon waren noch 66 evangelisch und 25 katholisch. Somit hat sich die Zahl gegenüber 1787, als 118 Personen gezählt wurden, respektabel gehalten.

Kothigenbibersbach Oktober 2010, Februar 2014